Gesicht zeigen

Foto: Gabi Schönemann / pixelio.de

In einem Aufruf bittet Kirchenpräsidentin Susanne bei der Wieden, in diesem Jahr die Gedenkveranstaltungen zur Erinnerung an die Reichspogromnacht 1938 möglichst zahlreich zu besuchen:


Der 9. November ist ein wichtiges Datum in Deutschland. Wir denken dankbar an den Fall der Mauer, wir denken beschämt an die Reichspogromnacht am 9.11.1938, den blutigen Auftakt der systematischen Vernichtung jüdischen Lebens in Nazi-Deutschland. Nie wieder darf so etwas geschehen!

Die Reichspogromnacht kam nicht plötzlich und überraschend. Schon lange vor dem Holocaust war Antisemitismus in weiten Teilen der Gesellschaft salonfähig. Mit ihrer fatalen Fehlinterpretation der biblischen Botschaft hatte die christliche Theologie über Jahrhunderte den Nährboden für immer wiederkehrende Ausbrüche von Gewalt gegen Jüdinnen und Juden bereitet. So wurde der Holocaust auch in den Kirchen weitgehend widerspruchslos zur Kenntnis genommen. Jüdinnen und Juden hatten keine Fürsprecher. Auch das hat den 9. November 1938 möglich gemacht.

In den letzten Jahrzehnten hat sich in der Gesellschaft und in den Kirchen eine Kultur des Gedenkens etabliert. Sie ist wichtig, weil die NS-Zeit immer weiter in die Vergangenheit rückt. Sie ist notwendig, weil sich heute wieder Judenhass und Judenfeindschaft unter uns breit machen. Auch mögliche Kritik an politischen Entscheidungen in Israel wird für antisemitische und antijüdische Propaganda oder gar zur Legitimation von Gewalt missbraucht. Das zeigt sich in vielen Kundgebungen nach dem 7. Oktober. Dem müssen wir als Christinnen und Christen mit aller Kraft entgegentreten.

Unser Platz als Deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger und als Christinnen und Christen ist an der Seite unserer jüdischen Mitbürger. Feindseligkeit, Hass und Übergriffe gegen Jüdinnen und Juden haben bei uns keinen Platz.

Gedenkveranstaltungen zum 9. November gibt es überall in Deutschland. Je mehr Menschen an diesem 9. November die Gendenkveranstaltungen besuchen, desto stärker ist das Zeichen an Jüdinnen und Juden in Deutschland: „Sie gehören zu unserem Land!“

„Zeigen wir Gesicht. Bieten wir dem Antisemitismus die Stirn!“

7. November 2023
Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden

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