Kirchliches Bündnis kauft Schiff zur #Seenotrettung
Das von evangelischen Kirchen mitbegründete Bündnis "United4Rescue" hat ein Schiff für die geplanten Rettungen im Mittelmeer erworben. Vereinssprecher Joachim Lenz sagte am Freitag, 31. Januar 2020, das Bündnis habe den Zuschlag für das Kieler Forschungsschiff "Poseidon" erhalten. "United4Rescue" hatte seit Dezember Spenden für den Erwerb eines Schiffes gesammelt, das sich für Rettungseinsätze auf dem Mittelmeer eignet.
Lenz zufolge hat das Schiff 1,5 Millionen Euro gekostet. 1,1 Millionen Euro habe das Bündnis beigesteuert. Den Rest der Summe übernehme die Organisation "Sea Watch", die im Auftrag das Bündnisses das Schiff betreiben soll.
Bevor das frühere Forschungsschiff für seinen künftigen Zweck in See stechen kann, sind noch Umbauten notwendig. So muss unter anderem eine Krankenstation eingerichtet werden. Lenz hofft, dass das Schiff etwa von Ostern an für Rettungseinsätze zur Verfügung steht. Das Bieterverfahren für das Schiff endete am Donnerstag. Die "Poseidon" war bislang für das Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung im Einsatz.
"Seenotrettung ist eigentlich eine staatliche Pflichtaufgabe, die im Mittelmeer schon seit Jahren nicht wirksam wahrgenommen wird", sagte der rheinische Präses Manfred Rekowski am Freitag. Deshalb sei die Initiative anderer notwendig, ergänzte Rekowski, der auch Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Der Europa-Abgeordnete Sven Giegold (Grüne) aus Hannover, der zu den Mitinitiatoren des Bündnisses gehört, erklärte: "Dieses Schiff wird Leben retten und kann helfen, die europäische Politik zu ändern."
Die Staaten der EU hatten ihre Mittelmeer-Mission "Sophia", in deren Rahmen auch immer wieder Seenotrettungen stattfanden, beendet. Seitdem retten vor allem Organisationen wie "Sea Watch" und "Sea-Eye" schiffbrüchige Migranten, die auf dem Weg nach Europa sind.
Die Idee, dass sich die evangelische Kirche an der Rettung von Flüchtlingen beteiligt, geht auf eine Initiative des evangelischen Kirchentages vom Juni 2019 in Dortmund zurück. Anfang Dezember wurde dann das Bündnis "United4Rescue" gegründet. Es hat derzeit rund 150 Mitglieder. Darunter sind neben der EKD Organisationen wie die AWO, Diakonische Werke und Landeskirchen sowie einzelne Kirchengemeinden und Privatpersonen wie Wim Wenders und die Band "Revolverheld". Die Evangelisch-reformierten Kirche hatte bereits im August ihren Beitritt zum Bündnis angekündigt und 15.000 Euro für den Kauf eines Schiffes zur Verfügung gestellt.
Kirchenpräsident Martin Heimbucher begründete das Engagement vor der Gesamtsynode im November: „Wir sehen uns durch das Evangelium von Jesus Christus zur unmittelbaren Hilfe herausgefordert. Solange der EU-Grenzschutz es nicht verhindert, dass Menschen im Meer ertrinken, ist eine von Kirchen unterstützte Seenotrettung nötig.“
2. Febraur 2020
Evangelischer Pressedienst (epd)