Reformierte Kirche steht vor grundlegendem Wandel

Sie standen der Presse Rede und Antwort (Foto: Ulf Preuß)

Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden und Vizepräsident Helge Johr haben vor der Gesamtsynode in Emden die Evangelisch-reformierte Kirche auf herausfordernde Jahre eingestimmt. „Das Zusammenspiel von Mitgliederverlusten, Personalmangel und Rückgängen in den finanziellen Ressourcen macht eine strukturelle Weiterentwicklung unserer Kirche notwendig“, sagte Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden. Ziel dieser Bemühungen müsse es sein, lebensfähige Gemeinden zu erhalten.“ Sie müssten in ihrem Auftrag, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein, gestärkt werden.

Vizepräsident Helge Johr bilanzierte, dass in den vergangenen Jahrzehnten die Zahl der Kirchenmitglieder kontinuierlich zurückgegangen sei. Zusätzlich zum demografischen Wandel sei die Anzahl der Kirchenaustritte in den vergangenen Jahren beständig angewachsen. Bis einschließlich 2013 seien jährlich weniger als 900 Menschen aus der Reformierten Kirche ausgetreten. Diese Zahl habe sich bis 2021 auf knapp 1.800 etwa verdoppelt. „Die bisherigen Zahlen für 2022 lassen vermuten, dass im Jahr 2022 die Kirchenaustritte die Zahl von 2.000 überschreiten wird“, betonte Johr.

Bei den Finanzen rechnet Johr bis 2038 mit einem „erheblichen strukturellen Defizit“. Steigerung der Lohnkosten und wachsende Inflation würden durch die laufenden Einnahmen nicht gedeckt. 92 Millionen Euro stünden dann lediglich Einnahmen von zwischen 60 und 70 Millionen Euro gegenüber Zudem kämen neue Aufgaben im Klimaschutz und in der Bauerhaltung hinzu.Bei den Pfarrstellen drohe, dass 2040 nur 60 von etwa 80 notwendigen besetzt werden können.

In der Pressekonferenz in der Mittagspause warb der stellvertretende Präses Jakobus Baumann aus Stapelmoor für Veränderung: „Wenn es unser Ziel ist, selbständige Kirche zu bleiben, müssen wir mit Blick auf 2040 eine Struktur schaffen, die dies ermöglicht.“

Johr kündigte an, dass das Moderamen bis zur Herbstsynode 2023 im Dialog mit allen kirchlichen Organen neue gesetzlichen Regelungen vorschlagen wolle: Der Pfarrdienst solle für Quereinsteiger geöffnet werden und multiprofessionelle Team sollen in den Gemeinden etabliert werden. Die Zuweisung an die Gemeinden solle nicht mehr vom Gebäudebestand abhängen. Zudem ist geplant, dass die Kooperation zwischen Kirchengemeinden weiter gestärkt wird.

Kirchenpräsidentin Bei der Wieden bezeichnete den aufgezeigten Weg als „gemeinsame Aufgabe“.  Der Wandel werde nur gelingen, „wenn wir neu lernen, uns nicht als eine Summe von Einzelgemeinden zu verstehen, sondern als eine Gemeinschaft, die in diesem reformierten Bekenntnis lebt und leben möchte.“

17. November 2022
Ulf Preuß, Pressesprecher


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Foto oben: Vizepräsident Helge Johr, stellvertretender Präses Jakobus Baumann und Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden

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