Scharfe Kritik an Weltgemeinschaft

Symobolfoto: Sven Scherz-Schade / pixelio.de

Die Evangelisch-reformierte Kirche, die Lippische Landeskirche und der Reformierte Bund distanzieren sich scharf von einer öffentlichen Erklärung der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen in Folge des Angriffs der Hamas auf Israel vom 7. Oktober dieses Jahres. In einem öffentlichen Schreiben vom 7. November 2023 werfen die reformierte Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden, der lippische Landessuperintendent Dietmar Arends und der Moderator (Vorsitzende) des Reformierten Bundes, Bernd Becker, der Weltgemeinschaft vor, die aktuelle Situation in Nahost „zu vernebeln“.

Die Erklärung der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen vom 10. Oktober, drei Tage nach dem Überfall der Hamas auf Israel, spreche lediglich von „jüngsten Feindseligkeiten zwischen Israel und Palästina“. Bei der Wieden, Arends und Becker kritisieren, dass die Erklärung der Weltgemeinschaft die „unfassbaren Verbrechen an Zivilisten in Israel“ durch die Hamas verschweige. Es seien mehr als 1400 Menschen brutal ermordet worden und Militante hätten mehr als 200 Menschen verschleppt.

In dem Brief heißt es: „Aus unserer Sicht ist es aber nicht nachzuvollziehen, dass die Weltgemeinschaft vermeidet, den terroristischen Angriff, der Israel heimgesucht hat, deutlich zu benennen. Von Terror steht nichts in der Erklärung, die Hamas wird nicht einmal erwähnt. Dabei hat die Hamas den schrecklichen Überfall auf Israel minutiös geplant und durchgeführt und nimmt die eigene Bevölkerung in Geiselhaft.“

Es sei absolut notwendig, die Folgen dieses Angriffs für Israelis sowie Jüdinnen und Juden weltweit im Blick zu haben. „Israel wird nicht mehr als sicherer Ort wahrgenommen, in Deutschland werden Synagogen angegriffen, Israelflaggen gestohlen oder geschändet, Wohnhäuser werden von Antisemiten mit Davidsternen gekennzeichnet. Bei der Wieden, Arends und Becker betonen auch, dass die Gewalt im Nahen Osten in einem politischen Kontext stehe, zu dem auch die israelische Besatzungs- und Siedlungspolitik gehöre.

Sie verweisen auf Leitsätze, die der Reformierte Bund bereits 1990 formuliert habe. Darin heiße es unter anderem: „Wir widersprechen allen Bestrebungen, die das Lebensrecht Israels problematisieren und sind dem Staat Israel, besonders in seinen Gefährdungen und Bedrohungen, zugewandt und verpflichtet.“

Zur Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen gehören nach eigenen Angaben 232 Mitgliedskirchen auf allen Kontinenten. Deutsche Mitglieder sind die Evangelisch-reformierte Kirche, die Lippische Landeskirche, der Reformierte Bund sowie die Evangelisch-altreformierte Kirche. Die Organisation hat ihren Sitz in Hannover.

8. November 2023
Ulf Preuß, Pressesprecher


Der Brief an die Weltgemeinschaft im Wortlaut

Die Erklärung der Weltgemeinschaft vom 10. Oktober

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