Zwingli-Film bei 3sat

Max Simonischek als Huldrych Zwingli (Foto: W-Film / C-Films)

Am 31. Oktober 2019 startete in Deutschland der Kinofilm "Zwingli - Der Reformator". Erstmals brachte damit der Regisseur Stefan Haupt die Geschichte des Reformators von Zürich einem breiten Publikum nahe. 1519 wurde dieser Pfarrer am Grossmünster in Zürich - darum feierte die Schweiz im Jahr 2019 500 Jahre Reformation.

Noch bis zum 29.10. ist der Film in der 3sat-Mediathek zu sehen.

Der Schweizer Schauspieler Max Simonischek spielt in dem Film die Hauptrolle. 2019 haben wir ihm diese Fragen gestellt.

Wie war das, eine so historisch bedeutende Person zu spielen?
Das Besondere an dieser Figur ist ja, dass es schon so lange her ist. Es gibt wenig überliefertes Material über Zwingli. Es gibt ein Porträt von Zwingli und es gibt viele Schriften von und über ihn. Für mich war eine gute Mischlage aus Fakten und überlieferten Details, so dass ich genug Spielraum für die eigene Fantasie und Vorstellungskraft hatte, die Figur Zwingli zu entwickeln.

Wie haben versucht, sich der Person Zwingli zu nähern?
Ich habe natürlich Literatur gelesen habe, unter anderem vom bekannten Schweizer Zwingli-Biographen Peter Opitz. Dann habe ich zusammen mit dem Regisseur Historiker getroffen und so einen ersten Einblick in den Zeitgeist erhalten und wie das Leben in einer Stadt wie Zürich damals ablief. Später spielten auch die Kostüme bei den Proben eine wichtige Rolle: Im Film tragen wir ganz schwere Stoffe, in denen man sich auch ganz anders bewegt. So entstand langsam ein Bild von ihm. Ich habe mir dann irgendwann Zwingli als in sich ruhenden Felsen vorgestellt. Als einen neugierigen aber auch offenen und sehr gut zuhörenden Menschen.

Was wussten Sie über Zwingli bevor Sie ihn spielten?
Ich bin in Deutschland aufgewachsen und von daher eher mit Martin Luther sozialisiert. Zwingli war für mich eher ein unbeschriebenes Blatt. Relativ schnell wurde mir dann aber klar, dass in der Rolle des Zwingli eine große Chance lag. In der Schweiz gilt er als arbeitsbeflissen und lustfeindlich, also eher negativ belastet. Über ihn ist aber überliefert, dass er zwölf Instrumente spielte, dass er uneheliche Kinder hatte und dass er lustig war. Da habe ich ein bisschen die Chance gewittert, das Bild des Zwingli zu reformieren.

Wie beurteilen Sie ihn heute – vor dem Hintergrund der Zeit um 1519?
Es ist ja schon schwierig, sich in diese Zeit hineinzudenken, eine Zeit, in der schon die Berührung des anderen Geschlechts eine riesen Geschichte war. Es galten ganz andere Werte, Bewegungen und Blick hatten zu dieser Zeit eine viel größere Bedeutung. Wie Zwingli vor diesem Hintergrund dieses Zeitgeistes sein Leben aufs Spiel setzte, wie er bis zu seinem Tod für seine Erneuerung einstand: Das ist für uns heute unglaublich fremd. Ich sehe ihn auch als eine Art Vorbild für unsere Zeit, da heute doch Kompromisse alltäglich sind.

Zwingli ist also eine beeindruckende Person für Sie?
Absolut. Ich werde oft gefragt, was ich mit ihm gemeinsam habe. Das will ich mir gar nicht anmaßen. Ich finde, er ist schon eine Art Idol. Und mit Blick auf unsere heutige Zeit: Was er sich auf die Fahnen geschrieben hat: sola scriptura, das Wort ernst zu nehmen, auf Deutsch zu predigen. Das gewinnt für heute, in einer Zeit von, Fake-News, wo das Wort nicht mehr
ernst genommen wird, ganz neue Bedeutung. Das macht den Film sehenswert, auch für
junge Leute.

Worin unterscheidet sich Zwingli denn für Sie von Luther?
Zwingli war im Unterschied zu Luther Humanist und hat sich für gesellschaftspolitische Fragen interessiert. Und als kleine Randnotiz. Beide haben die Bibel übersetzt: Luther nannte seine Übersetzung die Lutherbibel, Zwingli nannte seine die Zürcher Bibel. Oder: Von Zwingli gibt es, glaube ich, ein gemaltes Bild – und von Luther gibt es zig Darstellungen. Man darf das auch nicht überbewerten, aber es macht mir den Zwingli sympathisch.

 

Über den Film: Zürich im Jahr 1519. Die junge Witwe Anna Reinhart (Sarah Sophia Meyer) führt ein karges Leben zwischen Gottesfurcht und Sorge um die Zukunft ihrer Kinder, als die Ankunft eines Mannes in der Stadt für Aufruhr sorgt: Der junge Priester Ulrich Zwingli (Max Simonischek) tritt seine neue Stelle am Zürcher Grossmünster an und entfacht mit seinen Predigten gegen die Missstände in der Katholischen Kirche heftige Diskussionen. Seine revolutionären Gedanken machen Anna Angst. Als sie aber beobachtet, wie Zwingli Nächstenliebe lebt und nicht nur predigt, gerät sie mehr und mehr in seinen Bann. Doch Zwinglis Erfolg wird rasch gefährlich. Seine Ideen lösen beinahe einen Bürgerkrieg aus und es entbrennt ein Kampf um Macht und Deutungshoheit. Als sich die katholischen Kräfte international zu formieren beginnen, wird die Beziehung von Zwingli und Anna auf eine harte Probe gestellt.

https://www.wfilm.de/zwingli/

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