Perspektiven für die Gemeinde - Ein Prozess der Gemeindeentwicklung in Neermoor

 12. August 2009. Ortstermin Gemeindehaus Neermoor. Acht Personen aus der Gemeinde berichten über ihre Gemeindeentwicklung. Sofort tauschen sie Erinnerungen an das Gemeindeerlebnis von vor sieben Jahren aus: Gemeindekonferenz zur Perspektiventwicklung. Alle sind sich einig: das hat uns etwas gegeben, das hat uns weiter gebracht. Die sieben Gemeindeglieder und Pastorin Edith Lammering (49) haben alle daran teilgenommen. Neben 56 anderen Personen, die zum Teil zur sogenannten Kerngemeinde gehörten, die regelmäßig den Gottesdienst besuchten, die zu den sogenannten Kirchenfernen zählten, jung oder alt, Mann oder Frau und dem gesamten Kirchenrat. Wichtig war, dass eine vielfältige Mischung von Menschen den Diskussionsprozess führen sollte.

Gruppenbild

Entstanden ist die Idee, Perspektiven für die Gemeindearbeit zu entwickeln, im Kirchenrat der Gemeinde. Uund zwar nicht aus der Not heraus, dass etwas schief lief, betont Hinrich Troff, der  - so stimmt er schmunzelnd zu - zu den Urgesteinen der Gemeinde gehört. „Wir wollten einfach neue Perspektiven schaffen.“ Begleitet haben die Perspektiventwicklung zwei Mitarbeiter des Amtes für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienst der Evangelischen Kirche im Rheinland. „Für uns war es wichtig, dass wir uns von Externen beraten lassen konnten, die die Gemeinde nicht kannten“, erinnert sich  Pastorin Lammering. Außerdem hätten die Neermoorer schnell mitbekommen, dass die ihr Moderationsgeschäft verstanden. Immerhin mussten von Freitag Nachmittag bis Samstag Abend zunächst die Leitsätze der Gemeinde formuliert werden und danach neue Arbeitsfelder gefunden, verabredet und mit festen Verantwortlichkeiten versehen werden.

 Mit 64 Personen wollten die Moderatoren die Perspektiventwicklung durchführen, um dann in acht Arbeitsgruppen acht neue Projekte zu entwickeln. „Die haben Augen gemacht, als sie im April 2002 dann wirklich 64 Hochmotivierte im Gemeindehaus angetroffen haben“, weiß Hinrich Troff noch heute. „Es gab viele Karten, viele Stifte, viele Tafeln – und es begann mit der Frage ‚Wie stellen Sie sich Gemeinde vor’“, erinnert sich Maria van Lengen. Aus allen Ideen, wie die Gemeinde sich entwickeln könnte, entstanden dann die acht neuen Projekte einigen. Für diese wurde sogleich ein Projektplan entwickelt und festgelegt, wann es startet.

 Ein bisschen stolz konnten die acht, an diesem Abend zusammen gekommen sind, resumieren: Fast alle Projekte haben sich als tragfähig erweisen, fast alle bestehen bis auf den heutigen Tag und einige haben einen rechten Boom erlebt. So ist das Gemeindeprojekt Besuchsdienst auf zehn Ehrenamliche gewachsen, der Familien- und Jugendgottesdienst findet mindesten zweimal pro Jahr statt. Lediglich die Projekte Öffentlichkeitsarbeit und Jugendband sind wieder eingeschlafen. Jetzt, sieben Jahre später, meint Edith Lammering. „Ich habe vorher von so manchem geträumt, aber erst durch die Beratung ist alles angeschoben worden.“

 Auch nach dem Beratungsprozess sind neue Gemeindeprojekte angeschoben worden. So hat sich inzwischen ein großer Männerkreis gebildet, der zwar im Rahmen der Beartung vorgeschlagen wurde es aber derzeit nicht als Projekt durchsetzen konnte. Und aktuell beschäftigt sich ein Arbeitskreis für Fundraising, wie für den Erhalt der Gebäude neue Finanzen herangezogen werden können. Wie die Neermoorer es bei der Beratung gelernt haben: auch hier haben Sie Kirchendistanzierte mit einbezogen.

Neermoorer Tanne

Vor Weihnachten kümmert sich ein Kreis um den Weihnachtsbaum für die Kirche

Was bleibt nach der Perspektiventwicklung?

„Es hat sich für mich ein Dazugehörigkeitsgefühl zur Gemeinde entwickelt, den entstandenen Besuchsdienst finde ich sehr wichtig.“ Edeltraud Diekhoff (47) ist seitdem Mitarbeiterin im Besuchsdienst.

„Ich bin froh und dankbar, wieder in meiner alten Kirche zu Hause zu sein. Es ist wie eine späte Lebensregulierung, eine Wende zum Guten.“ Otto Houtrouw (71) wohnt direkt neben der Kirche. Er ist nach der Perspektiventwicklung wieder Gemeindeglied geworden und besucht inzwischen jeden Sonntag den Gottesdienst.

„Ich spüre danach große Dankbarkeit und möchte noch fröhlicher weitermachen.“ Hinrich Troff (71) war Kirchratsmitglied zum Zeitpunkt der Perspektiventwicklung.

„Durch die Mitarbeit im Familiengottesdienst ist man mehr in der Gemeinde integriert. Ich habe durch die Treffen in den letzten sieben Jahren einen größeren Bezug zur Gemeinde bekommen.“ Magda Kleemeyer (46) arbeitet seitdem im Familiengottesdienstteam mit.

 „Meine Mitarbeit in der Gemeinde ist danach noch intensiver geworden.“ Maria van Lengen (57), Mitglied der Gemeindevertretung vorher und jetzt, ist seitdem Mitarbeiterin im Besuchsdienst.

„Ich verspüre den Wunsch, engagiert in dieser lebendigen Kirchengemeinde mitarbeiten zu dürfen und kann als aktiver Teil etwas für die Menschen tun. Die regelmäßigen Gottesdienstbesuche bringen durchaus ‚Profit’ für mich, meine Leben immer wieder auf den richtigen Weg auszurichten.“ Barbara Harms (48) ist seitdem Mitglied im Familiengottesdienstteam und Mitglied der Gemeindevertretung.

 „Für mich hat sich ein ‚Wir’-Gefühl ergeben. Ein gutes Miteinander hat sich eingestellt.“ Georg Derr (61) war 2002 Mitglied der Gemeindevertretung und ist heute im Kirchenrat.