Helle Köpfe gesucht

Ein Bericht mit Bildern über den Auftakt des Zukunftsprozesses der Evangelisch-reformierten Kirche

13. Februar 2016 - Johannes a Lasco Bibliothek Emden

(alle Fotos lassen sich durch einen Klick vergrößern und als Galerie öffnen)


Mehr als 200 Delegierte aus den Gemeinden und Synodalverbänden aus ganz Deutschland waren am 13. Februar 2016 beim Auftakt des Zukunftsprozesses der Evangelisch-reformierten Kirche dabei. Sie nahmen in der Emder Johannes a Lasco Bibliothek ein vom Moderamen der Gesamtsynode verfasstes Impulspapier entgegen. Das 48- Seiten-starke Papier enthält neben einer Bestandsaufnahme zu Beginn und einer Analyse des gesellschaftlichen Wandels einen Katalog von Feldern, in denen sich die kirchliche Arbeit verändern kann. Es trägt auf der Titelseite den Spruch: „Ich wünsche mir, dass wir eine krasse Herde bleiben.“

Eingeladen waren aus allen Kirchengemeinden und Synodalverbänden zwei Delegierte, darunter sollte ein Ehrenamtlicher sein. Bevor die Delegierten das Impulspapier in die Hände bekamen, brachte die Improvisationstheatergruppe hidden shakespeare aus Hamburg neue, spontane Impulse.

Kurz vor dem Auftritt eingesammelte Begriffe und aus dem Publikum abgefragte Situationen nahmen den Kirchen- und Gemeindealltag aufs Korn.

Beeindrucken konnte hidden shakespeare das Publikum mit der Geschichte, in der Pastor Max Mark aus Mitling-Mark, ein Ort in dem man nie ankommt, durch eine angereiste Orgelrestauratorin Unterstützung bei der Organisation eines Orgelfestes bekam.

Nach der letzten Episode hatte das Improvisationstheaterensemble sein Publikum komplett begeistert und wurde mit großem Applaus verabschiedet.

Reinhild Gedenk, Pastorin aus Emden, und Friedhelm Stemberg, Pastor aus Neuenkirchen bei Bremen, brachten in ihrer Andacht (Foto links) einen Rucksack mit, der so machnes enthielt, was man auf dem Weg in die Zukunft besser nicht mitnimmt.

Sicher stimmte die versammelte Gemeinde das Kirchenlied "Vertraut den neuen Wegen" an. Danach übernahm die Moderatorin, die NDR-Journalistin Carola Schede, die Bühne.

Im Interview mir ihr bezeichnete Kirchenpräsident Martin Heimbucher (Foto links unten) den Bedeutungsverlust von Kirche in der Gesellschaft, sinkende Mitgliederzahlen und absehbar rückläufige Einnahmen als Herausforderungen, denen die Kirchengemeinden begegnen müssten. „Wir wollen auf diese Entwicklungen nicht nur reagieren. Wir wollen die notwendigen Veränderungen aktiv gestalten“, sagte er.

Der Präses der Gesamtsynode, Norbert Nordholt (Foto rechts unten), hob hervor, dass die Ausgangssituation in jeder Kirchengemeinde eine andere sei. Darum enthalte das Impulspapier kein Patentrezept, das allen Gemeinden überstülpt werden solle. „Das entspricht nicht unserem Verständnis von Kirche, die von der Gemeinde her aufgebaut ist.“ Darum solle der Diskussionsprozess auch in den Gremien der 145 Kirchengemeinden beginnen. „Wir wünschen uns eine rege Beteiligung“, sagte Nordholt.Die große Beteiligung zum Auftakt stimme ihn zuversichtlich, dass die Kirchengemeinden sich den Herausforderungen stellen wollen.

Hartmut Smoor, persönlicher Referent des Kirchenpräsidenten, und Friedhelm Stemberg boten anschließend noch einen Einblick in das Impulspapier und informierten, wie der Zukunfsprozess ablaufen solle. Das Impulspapier solle nun auf allen kirchlichen Ebenen diskutiert werden. Dazu biete die Landeskirche allen Gemeinden an, Moderatoren für Zukunftsworkshops zu finden. 

Bis zum 31. Januar 2017 sei Zeit, die im Papier aufgeworfenen Fragen zu beantworten und an das Moderamen zurückzuspielen. Im Internet gebe es anschließend eine Auswertung. Im 2017 werde sich die Gesamtsynode erneut mit den aufgeworfenen Fragen und den Antworten dazu aus den Gemeinden beschäftigen. Welche Beschlüsse dann gefasst würden und wie der Zukunftsprozess dann weitergehe, sei noch nicht abzusehen.

Für Rückfragen aus den Gemeinden und Synodalverbänden und für die Vermittlung von Moderatoren stehe Hartmut Smoor zur Verfügung.

Eingeladen waren die Delegierte, das Impuslpapier entgegen zu nehmen. Etwa zwei Stunden standen die Pakete unberührt, nun mussten etwa 1500 Exemplare an die 200 Delegierten verteilt werden.

Großes Interesse fanden die Fotos in der Broschüre. „Es soll auch Spaß machen, an diesem Zukunftsprozess teilzunehmen“, betonte zuvor Norbert Nordholt. Darum enthalte das Impulspapier nicht nur Text, sondern auch brillante Fotos. „Wir haben 21 reformierte Köpfe unserer Kirche fotografieren lassen.“ Kirchenpräsident und Präses jedenfalls hatten Freude an den Fotografien.

Und die Fotografierten auch.

Musikalisch beschloss die ostfriesische Folkgruppe Laway den Abend. Dabei stellte die Gruppe um Gerd Brandt auch das Mottolied den nächsten Ostfriesischen Kirchentags vor, dem vom 10. bis 12. Juni 2016 in Rhauderfehn stattfinden wird.


Alle Fotos: Jens Schulze (http://www.jens-schulze.com)