Frühjahrssynode 2024

Am Donnerstag, 16. und Freitag, 17. Mai, hat die Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche in der Johannes a Lasco Bibliothek getagt. Es war die letzte Tagung der 2018 gewählten Gesamtsynode, nach den Gemeindewahlen im März endet die Legislaturperiode. Schwerpunktthema der Synodentagung war die Neufassung der Reformierten Liturgie.


Livestream von der Gesamtsynode

Die gesamte Synodentagung wurde per Livestream übertragen. Hier geht es zu den aufgezeichneten Streams bei YouTube.


Berichte vom 1. Synodentag - 16. Mai 2024

Die Synode tagt in der Johannes a Laco Bibliothek (Fotos: Ulf Preuß)

In Emden hat die Frühjahrstagung der Gesamtsynode mit einem Abendmahlsgottesdienst begonnen. Die Predigt hielt Pastorin Frauke Focke aus Wolthusen. Anschließend eröffnete Präses Norbert Nordholt die Beratungen in der Johannes a Lasco Bibliothek.

Zu Beginn der Tagung hielt der Generalsekretär des Reformierten Bundes, Hannes Brüggemann-Hämmerling, ein Grußwort. Er hob die Aufgabe des Reformierten Bundes als Agentur für reformierte Theologie und Frömmigkeit und überregionale Projekte hervor.


Aufruf zur Europawahl
Symbolfoto: Petra Schmidt / pixelio.de

Die Evangelisch-reformierte Kirche hat zur Beteiligung an der Europawahl am 9. Juni aufgerufen. Die Gesamtsynode in Emden schloss sich damit dem gemeinsamen Aufruf christlichen Kirchen an. Die Synode bittet ausdrücklich: „Wählen Sie eine demokratische Partei für eine gemeinsame Zukunft in einem starken Europa“.

Die Synode ermutigt besonders Erstwählerinnen und Erstwähler: „Machen Sie von Ihrer Stimme Gebrauch.“ Nötig sei eine Europäische Union, die sich für alle Menschen in ihrer Würde und Freiheit einsetzt und die Schwächsten nicht aus dem Blick verliert.

Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden sagte, die zunehmende Spaltung der Gesellschaft mache es notwendig, die Verantwortung für die politische Zukunft Europas ernst zu nehmen und demokratischen Instanzen zu stärken.

Bei der Wieden verwies auf einen Beschluss der Synode vom letzten November. Dort heißt es, dass es nicht mit dem christlichen Selbstverständnis vereinbar sei, anderen Menschen oder Menschengruppen die Gleichheit und Würde abzusprechen, „egal ob es um Herkunft, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Behinderung oder andere Eigenschaften geht“.

Die Evangelisch-reformierte Kirche beteilige sich an den evangelischen Aktionen zum 75-jährigen Bestehen des Grundgesetzes. So predige Vizepräsident Helge Johr zusammen mit der Präsidentin von Brot für die Welt, Dagmar Pruin, am 9. Juni, dem Tag der Europawahl, in einem Gottesdienst in der Großen Kirche in Leer. Er gehört in eine Reihe von 20 Gottesdiensten aus den 20 evangelischen Landeskirchen zu den 20 Grundrechten des Grundgesetzes.

Die Social-Media-Kampagne „Demokratie stärken“ lege in diesem Monat ebenfalls den Schwerpunkt auf die Mitwirkung an der Europawahl. Menschen aus der Evangelisch-reformierten Kirche erläutern in kurzen Videoclips, warum sie sich für Demokratie einsetzen. Die Spots sind bei Instagram, YouTube und Facebook zu sehen.

Aufruf zur Europawahl der Vorsitzenden der christlichen Kirchen als pdf


Sorge um Frieden in der Welt

Die Kirchenpräsidentin hat angesichts des Krieges in der Ukraine und im Gazastreifen aufgerufen, weiterhin für den Frieden zu beten. Beide Kriege prägten nach wie vor das kirchliche Leben in den Gemeinden. Dabei sei ein Ende der Kriege nicht absehbar.

Offensichtlich sei es Absicht der russischen Regierung, die Ukraine ohne Rücksicht auf geltendes Völkerrecht oder Kriegstote auch in der eigenen Bevölkerung zu erobern. Bei der Wieden warb dafür, „neben der Militarisierung auch dem Nachdenken über andere Möglichkeiten der Beendigung des Krieges Raum zu geben.“

Der Krieg zwischen Israel und der Hamas bereite auch deswegen tiefe Sorgen, so Bei der Wieden, weil er zunehmend auch Auswirkungen auf das Leben von Jüdinnen und Juden außerhalb Israels habe. Bei der Wieden sagte: „Als Moderamen der Gesamtsynode verurteilen wir jede Gewalt gegen jüdische Menschen und Einrichtungen und alle Proteste und Kundgebungen, die das Existenzrecht des Staates Israel in Frage stellen.“ Darum sei es auch wichtig gewesen, der jüdischen Gemeinde in Oldenburg nach dem Brandanschlag auf ihre Synagoge im April die Solidarität auszusprechen.

Stärkung der Zusammenarbeit mit der Bremischen und Oldenburgischen Kirche
Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden

Die Kirchenpräsidentin kündigte im Bericht des Moderamens an, dass die Evangelisch-reformierte Kirche zukünftig enger mit der Bremischen Evangelischen Kirche und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg zusammenarbeiten wolle. „Es gibt Bereiche, in denen eine Vernetzung sinnvoll erscheint ,um Ressourcen zu schonen und die Effizienz zu steigern“, sagte sie. Die Bremische und die Oldenburgische Kirche hatten bereits am Vortrag auf ihren Synoden über die geplanten Kooperationen berichtet.

Bei der Wieden nannte als erste Kooperationsfelder Fundraising (Federführung Bremische Evangelische Kirche), den Arbeitsbereich sexualisierte Gewalt (Federführung Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg) sowie das Stiftungs- und Vereinsrecht (Federführung Evangelisch-reformierte Kirche). Denkbar sei auch eine Zusammenarbeit in der Konfirmandinnen- und Konfirmandenarbeit, bei der Ausbildung von Predigenden im Ehrenamt und in der Begleitung Ehrenamtlicher.

Schon seit einigen Jahre beteilige sich die Reformierte Kirche an der Gemeindeberatung in Oldenburg, indem sie dort einen Stellenanteil einbringe und deren Angebote in vollem Umfang nutzen könne. Auch bei den evangelischen Kirchentagen gebe es seit vielen Jahren eine gute Zusammenarbeit.

Die Kirchenpräsidentin betonte, dass bei aller Kooperationsbereitschaft allen drei Kirchen der Erhalt der Selbständigkeit wichtig sei.

Studie zu sexualisierter Gewalt: Es besteht noch Lernbedarf

Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden hat Lehren aus der ForuM-Studie über sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche angemahnt. „Die große Chance der Studie besteht darin, ein Verständnis für die Strukturen zu ermöglichen, die sexualisierte Gewalt in der Kirche begünstigen“, sagte sie im Bericht des Moderamens. Die Empfehlungen der Studie zur Aufarbeitung, Intervention und Prävention müssten genutzt werden. „Auch in unserer Kirche besteht an dieser Stelle noch deutlicher Lernbedarf.“

Der unabhängige Forschungsverbund ForuM hatte Ende Januar eine bundesweite Studie über sexualisierte Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Diakonie veröffentlicht. Dabei wurden mindestens 2.225 Betroffene und 1.259 Beschuldigte ermittelt. Die tatsächliche Zahl liegt nach Aussagen der Forscher deutlich höher.

Bis heute zeige sich, dass sich die Kirchenräte im Falle einer Anschuldigung „oftmals zunächst reflexhaft hinter die ihnen anvertrauten eigenen Mitarbeitenden stellen“. Das dürfe nicht dazu führen, dass die Belange der Betroffenen außen vor blieben, deren Aussagen bezweifelt oder verharmlost werden oder gar eine Täter-Opfer-Umkehr stattfinde, warnte Bei der Wieden.

Derzeit beschäftigten die Kirchenleitung die bereits bekannten Verdachtsfälle sexualisierter Gewalt in zwei Kitas der Landeskirche. In diesen Fällen ermittele die Staatsanwaltschaft. Außerdem gehe es um einen inzwischen pensionierten Pastor, der in den 1980er und 1990er Jahren mutmaßlich sexuelle Gewalt ausgeübt hat. In diesem Fall ziehe sich das bereits eingeleitete kirchliche Disziplinarverfahren in die Länge, da ein weiterer Fall gemeldet worden sei. Der müsse ebenfalls zunächst aufgearbeitet werden. Erst im Anschluss sei eine Anklage vor der Disziplinarkammer der EKD möglich, erläuterte die Kirchenpräsidentin. Dies sei für die betroffenen Personen sehr belastend aber notwendig.

Bei der Wieden beschrieb, was bislang in der 2023 eingerichteten Fachstelle für sexualisierte Gewalt geschehen sei. In 45 Basisschulungen seien 600 Haupt- und Ehrenamtliche der Gemeinden und Einrichtungen sensibilisiert worden. Zur Etablierung von Schutzkonzepten seien vier von neun Bausteinen verbreitet worden. Im Landeskirchenamt wurden 80 Prozent der Mitarbeitenden ausgebildet worden. Damit hätte die Hälfte der Gemeinden begonnen, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Bei der Wieden sagte: „Dies ist ein guter Anfang, aber wir haben noch nicht annähernd das erreicht, was wir erreichen wollen.“

Die Synode besserte im weiteren Verlauf das bereits vor zwei Jahren beschlossene Gesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt nach. Künftig solle es in den Regionen der Landeskirche mehrere Ansprechpersonen für die Prävention geben. Zudem ist bei Verdachtsfällen der normale Dienstweg zur Meldung nicht mehr zulässig. Verdachtsfälle müssen nun direkt bei der Meldestelle gemeldet werden. Weiter müssen bis Ende 2025 alle Gemeinden und Einrichtungen eigene Präventionskonzepte vorlegen.



Oldenburg: Gründung einer reformierten Gemeinde
Gründung des Vereins "Reformiert in OL" (Foto. Tobias Frick)

Die Gründung einer evangelisch-reformierten Kirchengemeinde in Oldenburg rückt näher. Die Gesamtsynode machte mit einem Beschluss den Weg frei, dass nach einer Gründung der Gemeinde dort, diese auch Mitglied der Evangelisch-reformierten Kirche werde. Gleichzeitig beauftragte die Synode das Moderamen, den Oldenburger Verein „Reformiert in Oldenburg“ auf dem Weg zur Gemeindegründung zu unterstützen. Weitere Gespräche mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche seine notwendig.

Vor knapp zehn Jahren hatten beide Landeskirchen den Prozess angestoßen, evangelisch-reformierten Christen, die in Oldenburg wohnen, ein gottesdienstliches Angebot zu machen. Seitdem wird in der Garnisonskirche in der Oldenburger Innenstadt einmal im Monat und an kirchlichen Feiertagen Gottesdienst gefeiert. Pfingsten 2021 gründet sich der Verein „Reformiert in Oldenburg“, um den Prozess zur Gründung einer Gemeinde zu beschleunigen.

Im Raum Oldenburg lebten geschätzt 4.300 Christinnen und Christen, die aus evangelisch-reformierten Regionen zugezogen sind, berichtete Kirchenpräsidentin Susanne bei der Wieden. Ob die sich alle nach der Gründung einer reformierten Gemeinde in Oldenburg dieser anschlössen, werde die Zukunft zeigen. Notwendig sei es, dass der Prozess der Gründung auch personell begleitet werde. Auch dies werde mit dem Beschluss der Gesamtsynode ermöglicht.


Gesetz für kaufmännische Buchführung beschlossen

Die Gesamtsynode hat in einem Kirchengesetz die Einführung der kaufmännischen Buchführung auf allen kirchlichen Ebenen beschlossen. Es gilt ab dem Haushaltsjahr 2024.


Schwerpunktthema Reformierte Liturgie

Der Generalsekretär des Reformierten Bundes, Hannes Brüggemann-Hämmerling, hat das Schwerpunktthema "Reformierte Liturgie" vorgestellt. Seit 2021 arbeite eine eine Arbeitsgruppe unter Federführung des Reformierten Bundes an der Neufassung des Leitfadens für die Gestaltung von Gottesdiensten und Kasualien wie Taufen, Beerdigungen und Trauungen.

Hannes Brüggemann-Hämmerling, Annette Müller (Lippische Landeskirche) und Barbara Schenck (Evangelisch-reformierte Kirche) stellten die bisher erarbeiteten Entwürfe vor.

In einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressesdienst (epd) erläutert Hannes Brüggemann-Hämmerling den Hintergrund für die Neufassung der Reformierten Liturgie.

Gottesdienste müssen verständlicher werden
(epd). In evangelisch-reformierten Kirchen könnte es künftig Gottesdienste geben, in denen Menschen, die ihr Geschlecht geändert haben, gesegnet werden. „Diese Möglichkeit ist ein Teil einer neuen und verständlicheren Liturgie für die evangelisch-reformierten Kirchen, an der wir gerade arbeiten“, sagte der Generalsekretär des Reformierten Bundes, Hannes Brüggemann-Hämmerling, am Rande der in Emden tagenden Synode der Evangelisch-reformierte Kirche im Gespräch mit dem epd. Die neue Liturgie ist das Schwerpunktthema des Frühjahrstreffens des Kirchenparlaments. Im November soll dort die Erprobung der neuen Liturgie beschlossen werden.

Eine Liturgie sei eine Art Leitfaden, der durch den Gottesdienst führt, erläuterte der Theologe. Die derzeit gültige Liturgie stamme aus dem Jahr 1999 „und ist immer noch gut - aber teilweise nicht mehr zeitgemäß“. Viele im Gottesdienst gebrauchte Begriffe wie etwa „Rechtfertigung“, „Barmherzigkeit“ oder „Sünde“ erklärten sich nicht mehr von selbst und müssten neu und inhaltlich übersetzt werden. „Wir können nicht mehr viel christliche Vorbildung von den Gottesdienstbesuchern erwarten.“

Die bisherige Liturgie sei im Prinzip eine Art Baukasten für unterschiedliche Gottesdienste, sagte Brüggemann-Hämmerling. Mit der neuen Liturgie solle sich stets ein Thema - etwa Gemeinschaft - durch den Gottesdienst ziehen. „Das ist bisher nicht selbstverständlich.“ Neu sei auch die Sprache in den Gottesdiensten. „Das bedeutet, dass wir - wenn möglich und sinnvoll - eine inklusive Sprache benutzen.“ So sei es künftig egal, ob bei einer Hochzeit ein Mann und eine Frau oder ein gleichgeschlechtliches Paar getraut werden. „Der liturgische Text wird zu beiden Möglichkeiten passen.“

Der Generalsekretär betonte: „Wir laufen damit nicht dem Zeitgeist hinterher, sondern wir nehmen die Anfragen und Erwartungen an uns ernst.“ Wenn Kirche weiter für die Menschen da sein wolle, müsse sie die gesellschaftliche Entwicklung respektieren und darauf reagieren.

Seit 2021 wird an dieser neuen Liturgie gearbeitet. Das Projekt soll bis 2026 abgeschlossen sein. Der Reformierte Bund in Deutschland mit Sitz in Hannover ist eine Föderation reformierter Kirchen, Gemeinden, Verbände und Einzelpersonen. Zum Bund gehören auch die Evangelisch-reformierte Kirche und die Lippische Landeskirche. Er wurde 1884 gegründet und gilt als Dachverband für etwa zwei Millionen reformierte Christen in Deutschland.


Berichte vom 2. Synodentag - 17. Mai 2024


Nach einer Andacht von Rena Grimm aus dem Synodalverband Nördliches Ostfriesland hat der stellvertretende Präses Jakobus Baumann die Beratungen eröffnet.


Photovoltaik-Förderprogramm angelaufen
Symbolfoto: TR / pixelio.de

Die Evangelisch-reformierte Kirche fördert den Einbau von Photovoltaik-Anlagen in Kirchengemeinden zu 100 Prozent. Die Voraussetzung dafür ist, dass die Kirchengemeinde damit ihren CO-2 Ausstoß um 40 Prozent reduziert. Vizepräsident Helge Johr stellte vor der Gesamtsynode diesen sogenannten Green-Deal vor. Seit April könnten Kirchengemeinden im Rahmen dieser Förderrichtlinie Anträge stellen, so Johr. Er stellte in Aussicht, dass die Fördermittel hierfür auch in den kommenden Jahren zur Verfügung stehen.

Im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes sei laut Johr ein Energiemanagementsystem für alle Kirchengemeinden angeschafft worden. Das Programm LiMBO übermittle kontinuierlich den Energieverbrauch, alle rund 500 kirchlichen Gebäude würden zurzeit in das System eingepflegt. Mit den haben bekommen man eine Entscheidungshilfe bei der Entwicklung neuer Nutzungskonzepte. Außerdem werde bereits seit 2023 mittels Datenlogger das Raumklima von Kirchen ermittelt.

Weitere Informationen zum Klimaschutz und allen Förderanträgen


Die nächste Tagung der Gesamtsynode ist am 26. und 27. September 2024 in Emden. Hier konstituiert sich die neu gewählte Synode.