Herbstsynode 2024

Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden berichtet (Foto: Ulf Peuß)

Am Donnerstag, 21. und Freitag, 22. November 2024, kommt die Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche in der Johannes a Lasco Bibliothek in Emden zu ihrer Herbsttagung zusammen. Ein wichtiges Thema der Synode ist der Haushalt des Jahres 2023. Er wird am Freitag, 22. November, beraten.

Am Donnerstagvormittag beleuchtet Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden im Bericht des Moderamens die aktuellen Themen in der Evangelisch-reformierten Kirche.Schwerpunktthema am Nachmittag ist der Umgang mit sexualisierte Gewalt im Bereich der Kirchen.

Die Synode wird am Donnerstag, 21. November, mit einem Gottesdienst in der Schweizer Kirche eröffnet, die Beratungen beginnen dann gegen 11.00 Uhr in der Johannes a Lasco Bibliothek.


Livestream von der Gesamtsynode

Die Tagung der Gesamtsynode wurde per Livestream übertragen.


Alle aufgezeichneten Streams sind bei YouTube zu sehen.


Berichte vom 1. Synodentag - 21. November 2024

Nach einem Abendmahlsgottesdienst in der Schweizer Kirche hat Präses Harm Adam die Tagung der Gesamtsynode in der Johannes a Lasco Bibliothek eröffnet.


Bericht des Moderamens: Kirchenpräsidentin warnt vor Verteilungskämpfen

Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden hat angesichts der innenpolitischen Debatten in Deutschland vor einem Verteilungskampf um die knapper werdenden Ressourcen in den Sozialsystemen gewarnt. Es sei zu befürchten, dass die Armut wie auch der deutlich spürbare Frust in Teilen der Bevölkerung steigen werde, sagte sie im Bericht des Moderamens.

Die Zukunftsängste richteten sich oft gegen Minderheiten, insbesondere gegen Geflüchtete, betonte die leitende Theologin in ihrem turnusgemäßen Bericht. Dies führe zu Diskriminierung, Hass und Hetze und zu einer Hinwendung zu extremistischen Parteien. In den vergangenen Jahren habe sich der Umgang mit Geflüchteten und Arbeitsmigranten fundamental verändert: „An die Stelle einer Willkommenskultur ist das Narrativ von einer bedrohlichen Überfremdung getreten, dessen sich selbst demokratische Parteien bedienen.“

Gleichzeitig trete der Kampf gegen den Klimawandel in den Hintergrund. „Mehr noch, er wird von Teilen der Gesellschaft als elitäres Gutmenschentum oder gezielte Falschinformation verleumdet“, kritisierte die Kirchenpräsidentin. Diese Faktoren forderten die Kirchengemeinden heraus, von denen die Menschen sich Weisung und Stärkung erhofften. „Im Kampf gegen Populismus und Klimawandel und bei der Frage der Migration haben Gemeinden die Chance, im Kleinen anzufangen und exemplarische Wege angesichts der globalen Herausforderungen zu gehen.“

Innerkirchlich bereitet laut Bei der Wieden der allgegenwärtige Fachkräftemangel Sorgen. Er betreffe das Pfarrpersonal, die Pädagogik sowie Kindertagesstätten, Diakonie und Kirchenmusik. Dies sei eine bedeutende Aufgabe für die kommenden Jahre.

Ein besonderes Augenmerk werde dabei auf der Frage liegen müssen, wie die Versorgung der Gemeinden sowohl mit hauptamtlichen als auch mit neben- und ehrenamtlichen Kräften gewährleistet werden könne. „Nicht mehr das Was oder Warum, sondern die Frage 'Wer macht es?' wird vielerorts und in vielen wünschenswerten Arbeitsbereichen zur bestimmenden Frage werden“, sagte die Kirchenpräsidentin. (epd)

Neben dem mündlich vorgetragenen Bericht legte das Moderamen einen schriftlichen Tätigeitsbericht vor.

Schriftlicher Bericht als pdf

Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden beim Bericht des Moderamens (Foto: Ulf Peuß)

Berufungen in die Gesamtysynode

Die Gesamtsynode hat bei ihrer Tagung in Emden drei zusätzliche Mitglieder benannt. Die 57 Synodenmitglieder beriefen den Politikwissenschaftler Michael Lühmann, den Theologieprofessor Markus Saur sowie den ehemaligen SPD-Politiker Reinhold Robbe aus Berlin.

Der 44-jährige Lühmann aus Bovenden bei Göttingen sitzt seit 2022 für Bündnis 90/Die Grünen im niedersächsischen Landtag. Markus Saur (50) ist seit 2017 Inhaber der Professur für das Alte Testament an der Universität Bonn. Er gehört dem theologischen Prüfungsausschuss der Reformierten Kirche an. Reinhold Robbe (70), geboren in Bunde, war 1994 bis 2005 SPD-Bundestagsabgeordneter, danach war er fünf Jahre lang Wehrbeauftragter des Bundestags. Robbe war schon in den vergangenen zwölf Jahren berufenes Mitglied der Gesamtsynode. Lühmann und Saur wurden erstmals gewählt.

Zur Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche gehören 57 gewählte Mitglieder aus den Kirchengemeinden und Synodalverbänden sowie die Kirchenpräsidentin. Die Synode kann drei weitere Mitglieder für die Dauer einer Amtsperiode berufen.

Bilder unten v.l.n.r.: Michael Lühmann, Markus Saur, Reinhold Robbe (Fotos: privat, Ulf Preuß)


Zustimmung zu Christlichem RU

Die Evangelisch-reformierte Kirche hat der Einführung des christlichen Religionsunterrichts als ordentliches Lehrfach an den Schulen Niedersachsens zugestimmt. Damit schloss sich die Synode einer entsprechenden Vereinbarung zwischen den katholischen Bistümern und der Konföderation evangelischer Kirchen mit dem Land Niedersachsen an. Im Jahr 2023 hatten diese Gespräche über die Einführung eines neuen Unterrichtsfachs begonnen.

Ab dem Schuljahr 2025/26 soll an den Schulen des Landes der konfessionelle Religionsunterricht durch einen gemeinsamen, christlichen Unterricht abgelöst werden. In diesem Fach gehe es darum, gemeinsame, christliche Inhalte zu betonen, sagte der Grafschafter Synodale Reiner Rohloff. Er vertrat die Reformierte Kirche lange Zeit in den Planungsgesprächen. Er betonte, dass in Niedersachsen schon seit vielen Jahren ein konfessionell-kooperativer Religionsunterricht die Regel sei. Das jetzt angestrebte Modell ist bundesweit einzigartig.


Schwerpunktthema sexualisierte Gewalt

Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden hat beim Thema sexualisierte Gewalt einen Kulturwandel in der Kirche eingefordert. Die Gesamtsynode in Emden hat sich am Nachmittag dem Schwerpunktthema sexualisierte Gewalt gewidmet. In Arbeitsgruppen beschäftigten sich die Synodalen, wie notwendige Schutzkonzepte erarbeitet werden können. Im Frühjahr hatte Bei der Wieder vor der Synode gesagt: „Auch in unserer Kirche besteht an dieser Stelle noch deutlicher Lernbedarf.“

Bis Ende 2025 müssen alle evangelisch-reformierten Gemeinden und Einrichtungen eigene Präventionskonzepte vorlegen. Es sei notwendig, an der Basis in den Kirchengemeinden ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen, sagte Bei der Wieden. Manuela Feldmann von der Ansprechstelle für sexualisierte Gewalt warb für Mitwirkung und Beteiligung an dieser Arbeit. Sie stellte einen Wegweiser vor, anhand dessen Kirchengemeinden ein eigenes Konzept erarbeiten können.

Die Kirchenpräsidentin befürwortete bundesweite, einheitliche Standards in allen evangelischen Kirchen für den Umgang mit gemeldeten Fällen, die Aufarbeitung sowie die Prävention. Diese Standards seien in den verschiedenen Gremien der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) entwickelt worden. Die Evangelisch-reformierte Kirche habe diese Vorgaben in verschiedenen Gesetzen und Richtlinien umgesetzt. So regele etwa ein Interventionsleitfaden, wie im Landeskirchenamt nach Meldungen von sexualisierter Gewalt vorgegangen werden müsse.


Berichte vom 2. Syodentag, 22. November 2024

Nach einer Andacht von Bianca Spekker hat Präses Harm Adam die Beratungen des zweiten Synodentags eröffnet.

53,7-Millionen Haushalt beschlossen
Vizepräsident Helge Johr (Foto: Ulf Preuß)

Die Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche hat am Freitag den Haushalt für 2025 in Höhe von 53,74 Millionen Euro einstimmig beschlossen. Der Etat liegt damit um etwa 1,74 Millionen Euro über dem des laufenden Jahres. Vizepräsident Helge Johr sagte vor der Synode, der Haushalt sei im Wesentlichen eine Fortschreibung der Planung für 2024. Es gebe lediglich leichte Anpassungen etwa aufgrund von Tarifsteigerungen.

Größter Einnahmeposten bleiben die Kirchensteuern, die im kommenden Jahr mit rund 39,1 Millionen Euro veranschlagt sind und damit noch weitgehend stabil bleiben.

Die Evangelisch-reformierte Kirche habe das vergangene Jahr mit einem Überschuss von rund 3 Millionen Euro abschließen können, sagte Johr. Diese Summe sei zusätzlich in die Rücklagen geflossen. Diese bezifferte Johr für die Landeskirche und die Kirchengemeinden mit rund 350 Millionen Euro in diversen Anlageformen.

In seinem Finanzbericht wies Johr aber auf wachsende Risiken hin. Sollten sich die Mitgliederzahlen weiter so entwickeln, wie in den letzten Jahren, werde die Evangelisch-reformierte Kirche 2040 nur noch 90.000 Mitglieder haben. Die langfristige Finanzplanung kalkuliere mit dieser Größenordnung. Johr rechnet mit einem Haushaltsvolumen, das von heute etwa 50 Millionen Euro auf 48 Millionen Euro im Jahr 2039 sinke, bei steigenden Kosten.

Ebenso beschloss die Gesamtsynode den Haushalt des Diakonischen Werkes.

Finanzbericht als pdf

 


Zum Abschluss der Gesamtsynode trafen sich alle Synodenmitglieder zum Gruppenfoto.

Foto: Ulf Preuß

Die nächste Tagung der Gesamtsynode ist am 15. und 16. Mai 2025 in Emden in der Johannes a Lasco Bibliothek.