Herbstsynode 2021

Am 18. und 19. November 2021 hat die Herbstsynode der Evangelisch-reformierten Kirche getagt. Die Synode traf sich zusammen mit allen Synodenmitgliedern in der Johannes a Lasco Bibliothek in Emden.

Auf der Tagesordnung am Donnerstag standen der Bericht des Moderamens zu aktuellen Themen in der Evangelisch-reformierten Kirche sowie die Beratungen zum Schwerpunktthema "Das atomare Wettrüsten unterbrechen - Nuklearwaffen ächten und abbauen". Der Freitag stand im Zeichen des Haushaltsplans für das Jahr 2022. Weitere Berichte lesen Sie unten.


1. Synodentag - 18. November 2021


Zu den Berichten vom 2. Syodentag, 19. November 2021

Die Herbsttagung der Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche ist mit einem Abendmahlsgottesdienst eröffnet worden. Der Gottesdienst fand unter Pandemiebedingungen mit Abstand in der Emder Johannes a Lasco Bibliothek statt.

Fotos: Ulf Preuß

Präses Norbert Nordholt hat in der Johannes a Lasco Bibliothek in Emden die Beratungen der Herbstsynode eröffnet.


Bericht des Moderamens

Kein 2G für Weihnachtsgottesdienste

Vizepräsident Helge Johr hat Gottesdiensten zu Weihnachten unter 2G-Bedingungen eine Absage erteilt. Im Bericht des Moderamens sagte Johr vor der Synode: „Wir stehen vor dem Angesicht Gottes dafür ein, niemanden auszuschließen – und Brücken zu bauen, wo sich zurzeit immer tiefere Gräben auftun.“ Im Sinne Jesu Christi dürfte kein Mensch vom Gottesdienst ausgeschlossen werden. Auch die Kirchenverfassung sichere jedem Menschen zu, am Gemeindeleben teilzunehmen. Diese Argumente seien gewichtiger als der Wunsch, einen Gottesdienst ohne oder mit deutlich weniger Beschränkungen zu feiern.

Johr ergänzte, dass sich die Hygienekonzepte von Gottesdiensten mit Abstand bewährt hätten. Dort, wo die Konzepte eingehalten wurden, habe es keinen Fall von einer Ansteckung im Gottesdienst gegeben, obwohl teilweise unwissend infizierte Personen teilgenommen hätten. Johr warb zudem für alternative Formen von Gottesdiensten etwa im Freien.


Sorge um Mitgliederverlust

Der Verlust an Mitgliedern hat in der Evangelisch-reformierten Kirche in den vergangenen zwei Jahren „an Dynamik gewonnen“. Das sagte Vizepräsident Helge Johr vor der Gesamtsynode in Emden. 2019 und 2020 habe die die Kirche jeweils mehr als 3000 Kirchenmitglieder verloren. „Uns geht damit jährlich eine große Kirchengemeinde mit fast zwei Pfarrstellen verloren.“ Das sei eine besorgniserregende Entwicklung.

Johr betonte, dass nicht nur Austritte für die Zahlen verantwortlich seien. So habe es im Corona-Jahr 2020 deutlich weniger Taufen und damit Kircheneintritte gegeben. Auffällig sei zudem, dass die Mitgliederzahlen in den Regionen stabiler seien, in denen die Reformierten in deutlicher Minderheit lebten. „In den Regionen, in denen wir volkskirchlich aufgestellt sind, ist unsere Mitgliederentwicklung nicht anders als bei den anderen Kirchen innerhalb der EKD“, so Johr.

Das Moderamen wolle sich diesem Thema in Kürze ausführlich widmen, kündigte Johr an. Ein Beitrag zu diesem Thema sei die Fortbildungsreihe „Kirche die mit angeht“ gewesen. Rund 50 Personen hätten im Frühjahr und Sommer 2021 an sechs digitalen Foren zu dieser Frage teilgenommen.

Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden hat sich bei allen bedankt, die ihr in den ersten Wochen nach ihrem Amtsantritt am 1. September einen herzlichen Empfang bereitet hätten. Die Qualitätssicherung der Arbeit in den Kirchengemeinden sei eine Aufgabe der kommenden Jahre. Bei der Wieden nannte Themen wie nachhaltiges Gebäudemanagement, Arbeitsschutz aber auch die Prävention sexualisierter Gewalt. Diese zunehmend komplexen Aufgaben müssten in den Gemeinden bewältigt werden können, das sei eine gesamtkirchliche Aufgabe.

Der neue Klimaschutzmanager Roland Morfeld, seit Herbst 2020 im Landeskirchenamt tätig, kündigte für das Frühjahr 2022 ein Klimaschutzkonzept für die Evangelisch-reformierte Kirche an. Für das Ziel einer Klimaneutralität bis 2045 sei der Gebäudebestand eine besondere Herausforderung, so Morfeld. Bei seiner Befragung der Kirchengemeinden habe er eine große Bereitschaft zu ehrgeizigen Klimazielen wahrgenommen. Der kirchliche Klimaschutz wird auf der kommenden Tagung der Gesamtsynode im Mai 2022 behandelt.

Moderamensbericht als pdf

Thoralf Spieß ins Moderamen gewählt

Die Gesamtsynode hat den Chemnitz-Zwickauer Pfarrer Thoralf Spieß ins Moderamen der Gesamtsynode gewählt. Der 59-Jährige setzte sich mit 31 zu 16 Stimmen gegen Joachim Korporal, Pastor in Lünne, Salzbergen und Schapen, durch. Die Wahl war nach dem Tod des Moderamensmitglieds Friedhelm Stemberg notwendig.

Anschließend bestimmte die Gesamtsynode auf Vorschlag des Moderamens Steffi Sander, Pastorin in Hinte, Groß-MiIdlum und Westerhusen, zur zweiten stellvertretenden Präses.


Ächtung von Atomwaffen
Marco Hofheinz

Die Gesamtsynode hat die Bundesregierung aufgerufen, dem Atomwaffenverbotsvertrag beizutreten. Einstimmig unterstützten die 61 Synodenmitglieder einen Antrag des kirchlichen Friedensausschusses. Darin heißt es: „Der Einsatz von Atomwaffen ist ein Verbrechen. Daher fordern wir nicht nur deren Ächtung sondern darüber hinaus ein Verbot des militärischen und politischen Einsatzes dieser Waffen sowie ein Verbot ihrer Herstellung und Weiterverbreitung.

In einer leidenschaftlichen Rede warb der Hannoveraner Theologieprofessor Marco Hofheinz, Mitglied des Friedensauschusses, für den UN-Vertrag zum Atomwaffenverbot. Um der Wahrhaftigkeit des christlichen Zeugnisses willen müsse dem Einsatz und der Drohung mit Atomwaffen widersprochen werden. Inzwischen hätten dem UN-Vertrag 122 Länder zugestimmt. „Der Befehl, Atomwaffen zu zünden ist damit völkerrechtswidrig“, sagte Hofheinz.

Zuvor hatte der ehemalige Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Renke Brahms die Friedensdiskussion im kirchlichen Raum zusammengefasst. Der ehemalige Wehrbeauftragte des Bundestags, der SPD-Politiker Reinhold Robbe, warb dafür, dass Deutschland nicht zu einem Alleingang innerhalb der NATO aufgefordert werden dürfe.

In dem Papier heißt es jetzt: „Deutschlang möge im Benehmen mit den Nato-Verbündeten seinen Status der nuklearen Teilhabe beenden, so dass künftig Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr nicht mehr an den Vorbereitungen von Einsätzen atomarer Waffen beteiligt sind“.

Bereits in der Pressekonferenz vor der Synodentagung hatte Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden erläutert, dass die Synodenerklärung zu Atomwaffen angesichts sich zuspitzender Konflikte weltweit aktueller denn je sei.


Der Beschluss der Gesamtsynode als pdf
Vortrag von Renke Brahms
Einbringung von Marco Hofheinz
Entgegnung von Reinhold Robbe